Stefans Schlafzimmer

Verschlafen blinzelte ich, sobald die Sonnenstrahlen durch das Fenster hindurch bis auf das Bett fielen und mein Gesicht kitzelten. Alleine die Sonne in meinem Gesicht zu spüren, verhieß mir, dass dieser Tag ein guter werden würde. Ein Blick nach links erinnerte mich noch einmal daran, dass ich in diesem Moment der glücklichste Mann aller Zeiten war. Da lag sie, meine wunderschöne zarte Elena - schlafend und nicht im Geringsten ahnend, was für ein Glück ihr alleiniger Anblick in mir verursachte und wie mein breites Lächeln, umso länger ich sie betrachtete, immer mehr anwuchs. Lange Zeit hatte ich innerlich um sie gebangt ... Schuld daran war niemand Geringeres als Damon gewesen, der für sie da gewesen war, als ich mit Klaus meine Machenschaften getan hatte. Die beiden hatten sich geküsst. Es hatte unglaublich wehgetan, doch nun war ich mir seit Langem felsenfest sicher, dass ihr Herz nur mir gehörte. Und seitdem ich dessen bewusst war, war ich wieder genauso glücklich wie am ersten Tag mit ihr.
Ruhig beugte ich mich mit geschlossenen Augen über ihr bildschönes Gesicht und hauchte ihr einen sanften Kuss auf die Lippen nieder, woraufhin ich sogleich merkte, wie ihr Schlaf langsam entwich und sich ihre Augen jede Sekunde öffnen würden. Sobald sie das taten, begrüßte ich sie mit einem geradezu strahlenden Lächeln und flüsterte sanft: "Guten Morgen, Prinzessin ..."

Ich hatte einen wunderschönen Traum, in dem erinnerte ich mich an die schönen Zeiten als meine Eltern noch lebten. Doch dieser Traum war so real, dass ich dachte sie würden noch da sein. Nicht nur meine Eltern waren in diesem Traum aufgetaucht, sondern auch Alaric, Jenna und all die Menschen die wegen MIR dem Tod in die Augen schauen mussten. Es spielte im Hier und Jetzt, als hätte er uns nie getrennt. Kurz bevor mich die Sonnenstrahlen wach küssten spürte ich meine Mom wie sie mich umarmte, auf die Stirn küsste und mir mein Frühstück machte. Vermutlich war es ein Ferientag oder ein Wochenende, da wir vor hatten an den See zu fahren. Langsam begann ich meine Augen zu öffnen und sah Stefan's makelloses Gesicht vor mir. Es war schön seine liebevolle Aura um mich zu haben, ich fühle mich vollkommen. Ich sah ihn an und lächelte nur. Dann begann ich mich auf zurichten, legte den Kopf schief und antwortete:,,Guten Morgen, Schatz."

Wie gut es sich einfach nur anfühlte, wenn sie mich so nannte. "Na", sagte ich leise und ließ einen Wangenkuss folgen, "heute mal nichts Schlimmes geträumt? Ich sehe, wir machen Fortschritte." Das Lächeln, das daraufhin meine Lippen offenbarte, war vollkommen wahrhaftig. Die letzten Nächte war ich stets am Rangen mit mir selbst gewesen, ob ich Elena aus ihrem unruhigen Zucken und Rufen aufwecken sollte. Dass sie nun anscheinend in der Lage gewesen war, die Augen zu schließen ohne daraufhin heimgesucht zu werden, stimmte meine Laune noch viel besser, als sie ohnehin schon war. Sachte strich ich ihr mit den Fingern über den nackten Rücken, worauf ich sie direkt in meine Arme zog, um zärtlich mit der Hand in ihren braunen Locken zu spielen. "Nun, wo wir schon einmal Zeit für uns haben, sollten wir das auch würdigen. Ein Tag, nur wir beide. Wer weiß schon, wann wir das nächste Mal die Gelegenheit dazu haben werden?" Mit noch immer verschlafenem Blick lächelte ich auf Elenas Haarschopf herab. Ich fühlte mich so ... vollkommen, wie ihr Kopf auf meiner Brust lag und sie meinen Worten lauschte. "Die Dame entscheidet diesmal, was wir machen. Der Tag wird ganz genauso, wie du ihn dir wünschst." Ich unterstrich meine Aussage, indem ich einen Kuss auf ihren Kopf niederhauchte. Normalerweise war ich von uns beiden derjenige, der mit kleinen Überraschungen bestimmte, wie der gemeinsame Tag verlaufen würde. Doch ich konnte mir ganz gut denken, dass auch Elena die ein oder andere Vorstellung hatte. So, wie meine Finger über ihren Arm glitten, hoffte ich doch inständig, dass sie nur ansatzweise spürte, wie stark meine Liebe zu ihr nach wie vor war.

Ich schüttelte freudig den Kopf und begann von meinem heutigen Traum zu erzählen: ,,Nein, im Gegenteil. Ich träumte, wie so oft, von meinen Eltern. Doch diesmal waren auch Jenna, Alaric und all die anderen Menschen da." Ich ließ aus, dass sie wegen MIR tot waren, weil Stefan auf solche meiner Aussagen ''allergisch'' reagiert, also dachte ich den Teil nur und fuhr fort: ,,Es war als würden sie noch alle am Leben sein, so real war es. Ich spürte Moms küsse und Umarmungen, als würde sie direkt neben mir stehen..." Meine Augen wurden glasig: ,,...doch in meinem Unterbewusstsein wusste ich ganz genau, dass es nie wieder so sein wird wie früher.." Diese Erkenntnis versetzte mir einen Stich direkt ins Herz und prompt flossen Tränen mein hübsches Gesicht hinab. Ich schmiegte mich verheult an Stefans Brust und versuchte mich vergebens zu beruhigen. ,,Sie werden nie wieder kommen und ich werde sie nie wieder sehen..", flüsterte ich und überhörte durch die Heulerei seine Vorschläge für den heutigen Tag.

Die Erzählung an ihren Traum trieb mich ein trauriges Lächeln auf die Lippen, welches ihr allerdings verborgen blieb. Die heile Welt, die Elena und ich damals gehabt hatten, als wir frisch zusammen gekommen waren, würde nie wieder zurückkehren. Diese Kenntnis versetzte auch mir einen leichten Stich im Herzen. Ebenjene Zeit war seit Jahrhunderten das erste Mal gewesen, dass ich mich so unbeschwert gefühlt hatte ... und so lebendig. Elena hatte mir dieses Gefühl damals geschenkt. Doch unsere perfekte kleine Welt sollte nicht allzu lange anhalten. Ganz im Gegenteil: jedes Mal beschloss das Schicksal aufs Neue, noch ein bisschen härter zuzuschlagen. Doch die ganze Zeit über war uns wenigstens noch eins geblieben, nämlich einander. Aber auch das war nicht immer so - immerhin war ich am Ende derjenige gewesen, der Elena alleine gelassen hatte, um mit Klaus wegen seiner Hybridenpläne durch das Land zu ziehen.
Ich spürte bereits, dass Elenas Tränen nicht mehr lange auf sich warten ließen. Ich empfand es nicht als schrecklich, wenn sie weinte, nein. Ich wusste, dass so viele Dinge auf ihrer Seele lasteten und ich wusste, dass es immer irgendwann an der Zeit sein sollte, den Knoten platzen zu lassen und sich auch der tiefen Traurigkeit zu stellen - denn nur so konnte man Dinge nach und nach verarbeiten. Beruhigend streichelte ich ihre Wange, als ich mit leiser, aber bestimmter Stimme zur Antwort gab: "Es ist furchtbar, ja, Elena ... ich kann dir nicht sagen, wann es vorbei sein wird. Aber ich kann dir sagen - nein, ich verspreche dir - dass das alles ein Ende haben wird. Irgendwann werden wir frei sein von all den Dämonen, die uns jagen. Leute wie Klaus werden keine Rolle mehr spielen. Wir werden wieder normal leben können - na gut, so normal wie ein Vampir eben leben kann - und dann werden wir immer noch uns haben. Aber weißt du, was ich mir am Meisten wünsche?" Tränen glitzerten in meinen Augen bei der Vorstellung an meine folgenden Worte, denen man deutlich entnehmen konnte, wie zuversichtlich ich ihnen entgegen sah. "Dass wir das Heilmittel finden und zusammen wieder menschlich werden können. Dass du alles bekommst, was du dir je gewünscht hast ... Kinder, Enkel, ein erfülltes menschliches Leben." Der Gedanke daran, Kinder mit Elena zu haben, war außerhalb meiner Vorstellungsweite ... die Faszination darüber, dass dieses Glück möglicherweise tatsächlich realistisch sein könnte, nun da wir von dem Heilmittel wussten, war dabei allerdings grenzenlos. Meine Finger fanden in diesem Moment langsam den Weg zu ihrer Hand, um sich mit dieser zu verschränken - diese Geste sollte ausdrücken: Ich bin immer da! Manchmal fragte ich mich nach alledem, was schon geschehen war, wie ich immer noch auf das große Happy End hoffen konnte ...

Ich beruhigte mich langsam und nickte Wortlos auf Stefans Aussagen. Mit dem Wissen, dass ich die Chance hatte, wieder ein menschliches Leben haben zu können, verschwanden meine Tränen wieder. Die Traurigkeit verflog ebenso wie es die Tränen taten, aber nicht weil ich mein menschliches Leben unbedingt wieder haben wollte, nein. Ich dachte nur daran, wie es nach meinem Tod sein würde. Denn dann endlich kann ich meine all die wieder sehen die wegen mir gestorben sind, Alaric, Jenna, Mom, Dad, Vickie und ja sogar Mr. Tanner, auch wenn er nur mein verhasster Geschichtslehrer war. Doch diese Gedanken ließen mir einen Schauer über den Rücken laufen und ich bekam Gänsehaut. Stefan jedoch ließ ich im Unwissen über meine irgendwie schon absurden Gedanken und ich begann wieder etwas zu lächeln. Dann umarmte ich Stefan liebevoll und flüsterte ihm ins Ohr: ,,Danke! Danke für alles. Danke, dass du immer für mich da bist, danke dass du da bist wenn es mir schlecht geht und danke dass du als wir von der Brücke fielen, Matt zuerst gerettet hast!" Denn ich wollte nur eins, nämlich, dass meine Freunde und meine Familie, auch wenn ich nur noch Jer habe, in Sicherheit sind und nicht wegen mir in Gefahr sind. Ich ließ Stefan keine Zeit zum Antworten und küsste ihn sanft. "Ich liebe dich für Immer und Ewig!",sagte ich mit festerer Stimme als zuvor.

Es freute mich, dass Elena wieder ein bisschen Freude wieder gefunden hatte - und wie es aussah, galt diese Freude ganz mir. Es war das Schönste der Welt, wie intensiv sie gerade meine Gefühle für mich ausdrückte. Sie bedankte sich dafür, dass ich immer für sie da war. Das trieb mir ein sanftes Lächeln auf die Lippen, indem auch ein Funken Belustigung steckte. "Du musst dich nicht dafür bedanken, dass ich dich liebe", flüsterte ich ihr zärtlich aufs Haar und ließ meine Finger langsam und behutsam ihren Arm rauf- und runterwandern. Dass ich Matt gerettet hatte, war dann schon eher einen Dank wert. Es war mir wirklich nicht leicht gefallen, ihren alten Freund zuerst zu retten und dafür mutwillig zuzulassen, dass sie in das Leben hineinrutschen würde, vor dem es ihr immer gegraut hatte. Doch letzten Endes hatte ich mich dazu gezwungen, denn Elenas Wünsche standen bei mir nach wie vor an oberster Stelle. Ich wusste auch, dass sie sich ihr ganzes Leben lang mit Schuldgefühlen plagen würde, hätte ich Matt nicht rechtzeitig gerettet. Und womöglich würde ich sogar sie noch retten können, wenn wir das Heilmittel fanden ...
Ich öffnete bereits den Mund, um etwas zu entgegnen, doch Elena kam mir zuvor und stahl sich einen Kuss von mir. Vollkommen glücklich und zufrieden lächelte ich mit geschlossenen Augen in diesen hinein und es schien, als konnte ich unseren Kuss in jeder Faser meines Körpers wahrnehmen. Kaum öffnete ich anschließend die Augen, hörte ich sie sagen, wie sehr sie mich liebte. Ich konnte nicht glauben, dass diese Worte, die MIR galten, aus dem Mund dieser wunderschönen jungen Frau kamen. "Ich bin so verdammt froh, dass ich dich wiederhabe ..." Diese Worte waren lediglich laut gedacht, weswegen man ihnen deutlich heraushörte, wie ernst es mir mit dieser Aussage war. Nun sah ich Elena - meiner Elena - geradewegs in die sanften haselnussbraunen Augen und betrachtete genauso überwältigt wie am ersten Tag ihre unbändige Schönheit. "Ich liebe dich!", flüsterte ich und beugte mich stürmisch über sie, um sie mit ganz vielen schnellen Küssen zu überrumpeln. Ein Lachen entwich mir, sobald ich darauf wieder von ihren Lippen abließ. Konnte sie sehen, wie glücklich sie mich machte?

EINIGE STUNDEN SPÄTER
Elena und ich hatten tatsächlich den halben Tag im Bett verbracht. Für mich der schönste Tag seit Langem ... nun brach allmählich der Abend an und ich sah meiner Traumfrau dabei zu, wie sie sich für einen Abstecher in den Mystic Grill fertig machte. Sie hatte vor, sich dort mit Bonnie und Caroline zu treffen. Schließlich vibrierte allerdings Elenas Handy, das noch auf dem Bett direkt neben mir lag. Das Display zeigte eine SMS von Bonnie an, in der lediglich eines stand: "Kol" Ein beunruhigtes Schmunzeln war meinem Gesicht abzulesen. "Elena? Wie es aussieht, steckt Bonnie in Schwierigkeiten", stellte ich alarmiert fest und überreichte ihr das Handy.

Ich genoss diesen Tag mit Stefan sehr und fande es bemerkenswert, wie schnell dieser Tag doch umging. Während ich mich für den Mädelsabend mit Caroline und Bonnie fertig machte, beobachtete ich Stefan heimlich durch den Spiegel und bürstete meine Haare. Als ich Stefans beunruhigtes Gesicht sah stande ich binnen Sekunden neben ihm am Bett. Ich nahm mein Handy in die Hand und las dieses eine Wort so oft, in der Hoffnung, dass noch etwas kommt. Dann sah ich zu Stefan und nickte:,,Und Kol hat an dieser Lange wohl möglich nicht wenig Anteil. Wir müssen los!" Während meines letzten Satzes zog ich mir Jacke und Schuhe an. Nun wartete ich nur noch auf Stefan.

"Warte!", rief ich und verschwand für ein paar Minuten in dem anliegenden Zimmer, wo ich mich an Alarics hinterlassenen Vampirwaffen bediente, die ich hektisch in einen Rucksack warf. Darunter befanden sich Eisenkrautgranaten, Armbrüste, die Holzpfahle schossen und alles Erdenkliche, was das Jägerherz begehrte. Ein paar Minuten darauf befand ich mich schon an Elenas Seite und kommentierte mit Blick auf den Rucksack: "Wir haben zwar nichts, was ihn töten wird; doch damit können wir ihn hoffentlich wenigstens lange genug außer Gefecht setzen." Darauf eilte ich mit Elena nach draußen, wo bereits mein Wagen stand und bedeutete ihr, sich während der Fahrt auszurüsten. Wir konnten zwar nicht sichergehen, wo Kol Bonnie scheinbar gefangen hielt, doch das Mikaelson-Anwesen war unser erster Anhaltspunkt - so schnell es mir möglich war, schlitterte mein Zweisitzerwagen auf den Straßen von Mystic Falls, bis wir letztendlich an unserem Ziel angelangten. "Falls Kol die Tür öffnen sollte, schießen wir, ohne auch nur eine Sekunde lang zu zögern", sagte ich entschlossen und sprang aus dem Wagen, während ich mir eine Armbrust anlegte ...

tbc: Das Mikaelson-Anwesen -> Kols Zimmer